Die meisten Menschen definieren sich in der heutigen Zeit hauptsächlich über sichtbare Ergebnisse und äußere Erscheinungsbilder.
Die Folge: Sie lösen sich dadurch fast vollständig von ihrem Körperbewusstsein und ihren Emotionen und verabschieden sich immer weiter in den Kopf und in die Außenwelt, um in dieser schnelllebigen Leistungsgesellschaft noch dazuzugehören und mitschwimmen zu können.

Bereits vor unserer Geburt können uns über „transgenerationale Übertragungen“ epigenetische Muster unserer Vorfahren mitgegeben werden. Diese können wir zwar auflösen, jedoch tragen wir sie bis dahin mit uns herum, (re)agieren unterbewusst über sie und geben diese unter Umständen auch wieder an unsere Nachkommen weiter.

In der frühen Kindheit haben wir oft erfahren müssen, dass der Ausdruck großer Emotionen nicht gut bei anderen ankommt. „Selbstkontrolle“ im Sinne von „Emotionen im vollen Umfang NICHT zu zeigen und auszuleben“, wurde von Eltern, Erziehern oder den Lehrern in der Schule immer öfter eingefordert. Die damalige Lernerfahrung: Über „Selbstkontrolle“ und keine Gefühle zeigen, kann die Bindung von uns zu unseren Bezugspersonen aufrecht erhalten bleiben. Da die Bindung zu anderen instinktiv das Wichtigste für uns Menschen ist, werden alle anderen Bedürfnisse immer unter diese Priorität gesetzt. Für Babys und Kinder ist die Bindung zu ihren Bezugspersonen sogar überlebenswichtig und sie verraten lieber sich selbst und ihre Emotionen, als die Bindung zu diesen Menschen zu gefährden. Als Folge spaltet sich der Geist nach und nach immer mehr vom Körper ab und wir werden taub für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse.

Auch Traumata (wie z.B. Schocktraumata oder Bindungstraumata) die uns im Laufe unseres Lebens geprägt haben, tragen ihren Anteil dazu bei, dass Körper und Geist aus der Balance geraten. Bei einem auftretenden Trauma hat der Körper im Moment des Geschehens nicht ausreichend Bewältigungsressourcen, um die Erfahrung gesund verarbeiten und integrieren zu können. Folglich wird eine (meist sehr ungesunde, aber funktionale) Überlebensstrategie etabliert. Diese Strategie wird ab diesem Zeitpunkt dann immer wieder automatisch und meist ganz unbewusst in ähnlich anmutenden Situationen angewandt, um den Körper auszubalancieren, bis sie bewusst durch eine gesündere Alternative ersetzt werden kann und/oder bis die persönlichen Bewältigungsressourcen soweit erhöht werden konnten, um das Trauma nachträglich verarbeiten und integrieren zu können.